Reproduktion von Stukkaturen

Alte bestehende Stukkaturen, ob an Wänden oder Decken, wurden oft durch nachträgliche, bauliche Eingriffe zerstört, teilweise entfernt oder gar abgeschlagen. Dies kann durch den Einbau von Sanitär-, Elektro- oder Lüftungs-Leitungen, oft auch durch räumliche Neueinteilung geschehen. Die Gründe sind sehr verschieden, das Problem bleibt das gleiche. Heute ist die Wertschätzung für den Erhalt der Stukkaturen gestiegen. Der Wunsch ist gross, die schadhaften oder fehlenden Stukkaturen wieder zu herzustellen.

Unterschieden wird die Herstellung von Stukk in Zugarbeiten, Abform- und Gusstechnik, Gipsschnitt und Antragsstukk.

Bei der Zugtechnik wird mit einer Schablone über den flüssigen Gips gestreift und abgezogen. (siehe unter Stukkprofile).
Die Abformtechnik wird bei Ornamenten, Verzierungen, Figuren usw. angewendet. Dafür werden Negativformen hergestellt und mit Gips abgegossen. (siehe Negativ-Formenbau).
Antragstukk wird von Hand direkt auf den Untergrund-Gips modelliert und geformt.
Der Gipsschnitt wird beim Ausarbeiten von negativen Vertiefungen angewendet damit ein Relief entsteht.
Oft kommt eine Kombination aller Techniken zur Anwendung. Auch antike, vergoldete Bilder- und Spiegelrahmen sind teilweise fein stukkiert. Für uns kein Problem diese zu reparieren und die Fehlstellen zu vergolden und patinieren.

Arten von Reproduktionen in Stukk

Stukkprofile

Sämtliche Leisten, Profile, Eckgesimse, Hohlkehlen ohne zusätzliche Ornamente wie Blumenranken, Dekors usw. werden mit Hilfe einer Stukkschablone hergestellt. Dafür wird die Profilform auf ein Blech übertragen, ausgeschnitten, gefeilt und formgenau angepasst. Das Schablonenblech wird auf das sogenannte Sattelholz montiert. Dieses Holz hat einen leicht grösseren Ausschnitt. Rechtwinklig dazu wird ein Holzschlitten angebracht und quer über die beiden Hölzer ein Griff montiert. Der Holzschlitten wird an dem Zugtisch gradlinig entlanggeführt. Im richtigen Verhältnis wird in Wasser Gipspulver eingestreut und nach dem einsumpfen knollenfrei angerührt. Der frische Gipsmörtel wird auf den Zugtisch gegossen und mit Hilfe der Zugschablone in die Form gebracht. Dieser Vorgang wird so lange wiederholt, bis ein einwandfreier Stukkstab entsteht. Dies muss aber innerhalb der Abbindezeit vom Gips von ca. 25-30 Minuten geschehen. Zur Verstärkung wird je nach Profilgrösse eine Armierung aus Jute oder Gewebe eingelegt. Nach dem Abbinde-Prozess schneiden wir die Profile in eine handliche Länge zu. Sie werden getrocknet und sind bereit für die Montage am Bau.
Bei Eckgesimsen, Hohlkehlen, Säulen und Profile für indirekte Beleuchtungen kommt der Zug über einen Gipskern zur Anwendung. Somit ist es möglich eine Aussparung rückseitig zu erschaffen. Dies ermöglicht das Hinterlegen von Beleuchtungen oder Einlagen. Gezielt kann so auch Gewicht reduziert werden. Für Verkleidungen von Pfeiler usw. kann exakt die benötigte Dimension ausgeklinkt werden. Bei Eckgesimsen ist der Vorteil, dass nicht-rechtwinklige Decken-Wandanschlüsse bei den Montagearbeiten besser angepasst werden können.

Arten von Schablonen:
Flügelschablone, dient zum Herstellen von Nischen, Gewölbe und Kuppeln.
Kopfschablone, dient für Züge an Ort und gebogenen Flächen und Profilierungen.
Halbschablone, wird für konische und in der Höhe ansteigende Profile verwendet.
Scharnierschablone, zum Ziehen von gleich hoch bleibenden, aber schmaler werdenden Profilen. 
Tischschablone, zum Ziehen von Profilen auf dem Tisch.
Negativschablone, zum Ziehen von vertieften Profilen unterhalb der Oberfläche.
Radiusschablone, für runde Kreiszüge und gebogene Profile.
Scherenschablone, in Ausführung mit mehreren Drehpunkten, zum Herstellen von Ellipsen und Korbbogen Profile.
Karniesschablone, zum Ziehen von s-förmig geschwungenen, geschweiften Profilen.

Stukkaturen mit Ornamenten

Verzierte Gesimse, Leisten, Konsolen, Dekore usw., welche Ornamente enthalten, sind oft auf gezogene Grundprofile aufmodelliert worden. Um diese wieder originalgetreu zu reproduzieren, kommen Negativformen zur Anwendung. (siehe unter Negativ-Formenbau). Vorteilhaft ist, wenn noch ein bestehendes Ornament vorhanden ist. Entweder wird ein vorhandenes demontiert und in der Werkstatt aufbereitet. Ist dies nicht möglich, kann auch vor Ort mit spezieller Abformmasse die Form entnommen werden.
In jedem Fall muss aber eine Negativform produziert werden, damit diese nachfolgend mit Gips abgegossen werden kann.

Stukk-Rosetten

Die Auswahl an Decken-Rosetten ist riesig. Sie variieren in der Form von rund, oval, eckig und asymmetrisch. Sowie in der Dimension des Durchmessers und wie stark sie erhaben sind. Bestehende Stukkrosetten sind meist zentral in der Raummitte angebracht. Das Zentrum der Rosetten ist so ausgebildet, dass ein Loch in der Mitte erstellt werden kann, für den elektrischen Lampenanschluss. Dabei spielt die Grösse des Baldachins der Lampe nicht so eine grosse Rolle. Der Bezug zur Dimension der Lampe ist dabei wichtiger. Wir empfehlen die Rosetten Grösse so zu wählen, dass die Lampe kleiner oder gleich gross ist. Soll eine bestehende Rosette dupliziert werden wird auch das Verfahren vom Negativformenbau angewendet. Oft sind die Deckenrosetten mit mehreren Anstrichen übermalt – wir empfehlen diese vorgängig freizulegen, damit die Konturen wieder zur Geltung kommen.

Negativ-Formenbau

Ornamentierte Stukkaturen wieder in Stand zu stellen erfordert viel Erfahrung im Negativ-Formenbau. Vorgängig ist zu klären, ob die alten Farbanstriche abgelaugt werden sollen. Damit die Konturen der Ornamente wieder scharfkantig erstrahlen. Die alten Original-Stukkteile, welche neu abzuformen sind, entnehmen wir meist vor Ort. Allfällige Fehlstellen werden in unserem Stukkatelier ergänzt und aufbereitet. Aus flüssigem 2-komponeten Silikonkautschuk werden die Negativformen hergestellt. Nach dem Abbinden bleibt das Silikon formstabil und dehnbar. Damit werden die Texturen und Ornamente originalgetreu dupliziert. Die Formen werden anschliessend mit Gips ausgegossen und ausgeformt. Die Tücke liegt dabei im Detail. Hinterschneidungen verhindern dabei einfaches Entnehmen aus der Gussform. In komplexen Fällen müssen dann mehrteilige Formen produziert werden. Um Hinterschneidungen aufzulösen, kann Ton-Masse in einer dünnen Schicht über das Original gelegt werden. Darüber wird eine Stützkappe aus Gips gegossen. Der nun entstandene Hohlraum kann im Nachgang mit Silkon ausgegossen werden. Es braucht ein gut geschultes Auge und viel Erfahrung um die richtige Wahl der Form-Art zu bestimmen.

Aussenstukkaturen

Historische Fassaden sind oft mit Stukkelementen verziert. Bossenwerk und Lisenen zieren die Gebäudeecken. Konsolen und Fenstergewände schmücken Fenster- und Türgewände aus. Blumenranken und diverse Dekorationen können an Balkon-Untersichten angebracht werden. Im Aussenbereich sind diese auch der natürlichen Verwitterung ausgesetzt. In die Jahre gekommener Putzmörtel wird mürbe, bei Rissen dringt Wasser ein, was zu Putzablösung und Schäden an den Dekoren führt. Bestehen die Zierleisten aus gezogenen Profilen, können diese mit der Zugtechnik mit einem zementösen Mörtel reproduziert werden. Spezielle Klebemörtel werden verwendet, um diese wieder zu versetzen. Wenn nötig werden sie mit zusätzlicher mechanischer Befestigung gesichert.